Borowski Und Der Himmel Über KielDas war kein würdiger, kein qualitativ hochwertiger und anspruchsvoller „Tatort“, wie ihn Fernseh-Deutschland üblicherweise aus Kiel serviert bekommt. Um im Gastronomie-Jargon zu bleiben: Dieses Krimi-Menü war nicht nur ungenießbar, es hinterlässt auch noch einen ganz bitteren Nachgeschmack. Doch alles der Reihe nach. Eigentlich begann alles vielversprechend. Das Thema Seltene Erden, der Raubbau in den Meeren, um an die raren Rohstoffe zu gelangen, der Konflikt zwischen den Multis auf der einen und den Ökos auf der anderen Seite – daraus kann man einen vortrefflichen Krimi konstruieren, der ohne Zweifel auch hervorragend in den Norden, nach Kiel passt. Das dachte sich offenkundig auch Drehbuch-Autor Christian Jeltsch, als er sich an das Skript für „Borowski und das Meer“ machte. So bitter es aber auch ist: Geklappt hat es nicht. Konstruiert und unrealistisch war dieser 23. Tatort aus Kiel, langweilig und fad. Diese wunderbar schwerelose Szene bleibt einem nach dem Kieler 'Tatort' vor allem deshalb im Gedächtnis, weil sonst nichts in ihm wunderbar schwerelos ist. 'Borowski und das Meer' ist einer dieser bleischweren Themenkrimis geworden, bei dem es um die ganz großen globalen Stoffe geht. Wenn der «Tatort» nach Kiel wandert, bekamen die Zuschauer jüngst stets starke Filme zu sehen. Diesmal aber gelingt es dem Ensemble trotz starker. Tatort Borowski Und Der Himmel Über KielKeine zehn Minuten vergehen, bis auch jeder sporadische Krimi-Konsument herausgefunden hat, dass der Tod des von Bord geschossenen Juristen der fiktiven Firma Marex vorgetäuscht ist. Warum der eigentlich so scharfsinnige und listige Borowski noch eine gute TV-Stunde länger braucht, dies herauszufinden, bleibt ein Rätsel. Eines von vielen. Dieser Tatort nimmt in seinen 90 Minuten groteske Züge an. Da benötigt ein ehemaliger Elitesoldat der Bundeswehr, der jetzt auf der Seite der restlos überzogenen Bösen kämpft, fast ein halbes Dutzend Kugeln, um im Showdown dann doch noch aus kurzer Distanz dem ehemaligen Hausjuristen das Leben zu nehmen. Das ist unrealistisch – ebenso wie die Szene, in der die eigentlich doch so taffe und selbstbewusste Ermittlerin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) am Computer sitzt und im Skypechat mit ihrem Kollegen in Neuseeland gickelt wie ein pubertierender Teenager. Einziger Trost: Der Kieler wird seine Stadt wiedererkannt haben. Holtenau, Kiellinie, Hörn befriedigten zumindest die optischen Ansprüche an einen Krimi aus der Landeshauptstadt. Nicht unberücksichtigt dürfen zudem die Episoden bleiben, die im Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung gedreht worden sind. Imposant sind auch die Szenen, in denen Borowski mit dem U-Boot „Jago“ in der Ostsee abtaucht. Leider erreicht der „Tatort“ genau in diesen Passagen seinen tiefsten Tiefpunkt. Abgesehen davon, dass Bestseller-Autor Frank Schätzing so viel schauspielerisches Talent wie eine Leuchttonne besitzt, darf man berechtigt daran zweifeln, dass sein „Tatort“-Auftritts und die Veröffentlichung seines neuen Romans rein zufällig einhergehen. „Seltsamer Fall“ sagt Borowski in einer Szene. Recht hat er. Möge der nächste Tatort von der Förde bitte wieder besser werden!
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March 2019
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